Das erste Mal auf einem Boot – Kleines ABC für Skipper und Gäste
Viele Personenschäden, die bei Pantaenius reguliert werden, wären vermeidbar gewesen. Oft fehlte den Geschädigten Erfahrung auf Booten. Eine kleine Handreichung für Skipper und Gäste.
Der erste Schritt an Bord
Schon der erste Gang an Bord fühlt sich für Gäste meist ungewöhnlich an. Anders als Treppenstufen oder Wanderwege bewegt sich das Objekt, auf das man seinen Fuß setzt. Außerdem befindet sich das schwankende Boot in der Regel einen großen Schritt vom Steg entfernt. Für Ungeübte fühlt sich der erste Schritt an Bord daher oft an wie eine Mischung aus Balanceakt und Spagat. Das gilt auch für die Laufplanke oder Gangway. Diese gaukelt unter Umständen eine falsche Sicherheit vor, denn sie bewegt sich mit dem Boot, auf dem sie liegt.
Es hilft, wenn sich der Skipper in die Situation hineinversetzt und in groben Zügen erklärt, was sich bewegt und woran man sich festhalten kann. In der Regel gibt es einen Bug- oder Heckkorb in Reichweite. Auf Segelbooten können Vor- oder Achterstag zusätzlich Halt bieten. Um das Boot näher zu holen, kann man auf die Festmacher treten. Aber Vorsicht: Irgendwann halten die Festmacher der Gegenseite das Boot fest und es bewegt sich wieder zurück. Dann nicht in letzter Sekunde an Bord kommen wollen, sondern warten, bis das Boot das nächste Mal nach vorn pendelt.
Verhalten auf Booten
Die Sicherheitsregel Nummer 1 an Bord lautet: Eine Hand für das Boot, eine Hand für sich selbst. Mit einer Hand arbeitet man, mit der anderen Hand sichert man sich. Das ist nicht immer wörtlich zu nehmen, weil man oft beide Hände zum Sichern oder zum Arbeiten braucht. Vielmehr soll die Regel daran erinnern, jederzeit auf seine Sicherheit zu achten, beispielsweise auf festen Stand und einen Handlauf in Reichweite. Übrigens ist es in der Regel sinnlos und gefährlich, Boote von Hand bzw. am Seezaun auf Abstand halten zu wollen. Lieber einen Kratzer riskieren als eine Verletzung.
Auch angemessene Kleidung sorgt für Sicherheit. In Schuhen mit Absätzen oder Flipflops kann man an Bord nicht sicher stehen. Zu weite Kleidung kann in laufendes Tauwerk geraten. Mützen oder Sonnenhüte schützen von der auf dem Wasser verstärkten UV-Strahlung. Wasserfeste und isolierende Kleidung hält warm und trocken. Mit Kleidung, die man auch zum Sport tragen würde, ist man für den Anfang oder als Gast gut beraten. Wie beim Sport auch sollten lange Haare zu einem Zopf oder Knoten gebunden sein.
Auswirkungen anderer Boote
Jedes Boot verdrängt Wasser. Das bedeutet, es erzeugt in Fahrt Wellen. Diese pflanzen sich über weite Strecken hinweg fort. Das kennen im Prinzip alle, die einmal an einem Ufer gewesen sind. Diese Schwell genannten Wellen haben aber nicht nur Auswirkungen auf das Ufer, sondern auch auf andere Boote. Sie bringen Boote zum Schwanken und können dazu führen, dass Passagiere das Gleichgewicht verlieren. Diese Auswirkungen einzuschätzen ist für unerfahrene Gäste schwierig, denn sie können mit großer Verzögerung auftreten.
Skipper mit Seebeinen reagieren in der Regel schnell auf Schwell und gleichen die Bootsbewegungen fast unbewusst aus. Gästen oder Anfängern hilft es, wenn Skipper sie rechtzeitig auf zu erwartenden Schwell hinweisen. So lernen Gäste die Auswirkungen mit der Zeit selbst einzuschätzen. Wichtig ist auch, Gäste, die sich gerade unter Deck befinden, auf erwarteten Schwell aufmerksam zu machen.
Manöver auf Segelbooten
Segelboote sind für Gäste oder Einsteiger doppelt ungewohnt: Nicht nur, weil sie als Boote per se etwas Neues sind, sondern weil auch der Antrieb durch den Wind manches Neue mit sich bringt. Der Baum beispielsweise, an dem die untere Kante des Großsegels befestigt ist, ist unerlässlich, aber zugleich ein Sicherheitsrisiko. Er befindet sich in der Regel ungefähr in Kopfhöhe. Er kann daher für Kopfverletzungen sorgen oder sogar Menschen über Bord katapultieren. Als Gast sollte man daher im Cockpit, also in Reichweite des Baumes, unbedingt sitzen und nicht stehen und bei den Kommandos zur Wende oder Halse den Baum im Auge haben und ggf. den Kopf einziehen.
Da Segelboote nicht direkt gegen den Wind segeln können, müssen sie sich im Zickzack auf ein Ziel in Windrichtung zubewegen. Dabei bewegen sich das Boot und der Baum jedes Mal von der einen auf die andere Seite. Das entsprechende Manöver wird mit dem Kommando „Klar zu Wende“ angekündigt, das für Gäste bedeutet: Der Baum kommt gleich und das Boot „kippt“ auf die andere Seite. Eingespielte Crews verzichten hin und wieder auf Kommandos oder verkürzen sie. Mit Gästen an Bord sind klare Kommandos unerlässlich. Ähnliches gilt bei dem Kommando „Klar zur Halse“, nach dem sich der Baum ebenfalls auf die andere Seite bewegt.
Kräfte auf Segelbooten
Die Kräfte, die auf Segelbooten auftreten, sind von Gästen ebenso schwer einzuschätzen wie ihr Verhalten und ihre Bewegungen. Ein Segelboot von zwölf Meter Länge kann voll ausgerüstet zehn Tonnen wiegen. Das sind zehn Tonnen, die allein von den an den Segeln auftretenden Kräften bewegt werden und die mit den entsprechenden Schoten reguliert werden. Es ist für Gäste sinnvoll, erstmal davon auszugehen, dass an jeder Leine an Bord größere Kräfte wirken als sie selbst ohne Hilfsmittel bewerkstelligen können. Ausnahmen kann der Skipper erklären.
An Deck eines Segelboots treten diese Kräfte unter anderem an Winschen, Hebelklemmen, Klampen und Blöcken auf. Gerät man mit einem Körperteil zwischen eine Leine unter Last und beispielsweise eine Winsch oder Klampe, können schwere Schürf- und Quetschwunden die Folge sein. Es ist die Aufgabe des Skippers, Gäste und Einsteiger in die Ausrüstung und den Gebrauch einzuweisen. Umgekehrt ist es für Gäste und Einsteiger ratsam, keine Ausrüstungsgegenstände ohne entsprechende Einweisung und Anweisung des Skippers zu benutzen.
Merksätze/ Regeln
- Eine Hand für das Boot, eine Hand für sich selbst
- Niemals ein Boot von Hand abhalten
- Angemessene, sportliche Kleidung tragen
- Auf Segelbooten den Baum im Blick behalten
- Einweisung für Ausrüstung abwarten
Kleines Glossar
Achtern: Das an Bord gebräuchliche Wort für hinten
Achterstag: Vorrichtung – meist aus Drahttauwerk – die den Mast am Heck abstützt
Backbord: In Fahrtrichtung linke Seite eines Bootes. Wenn man mit dem Rücken zum Bug steht, zeigt der rechte Arm immer noch zur Backbordseite.
Baum: Waagerechte Vorrichtung, heute meist ein Aluminiumprofil, zur Befestigung der Unterkante des Großsegels
Block: Umlenkrolle für Tauwerk aller Art
Bug: Die vordere Spitze eines Bootes
Cockpit: Steuerstand eines Bootes
Fall: Leine, mit der ein Segel gesetzt wird
Halse: Manöver, bei dem ein Segelboot mit dem Heck durch den Wind dreht
Hebelklemme: Vorrichtung zur Arretierung von Tauwerk, in der Regel Fallen
Heck: Das achtere Ende eines Bootes
Klampe: Bügel mit zwei Hörnern zur Befestigung von Tauwerk wie Festmacher
Krängung: Bei Segelbooten die Schräglage, wenn man am Wind segelt.
Mast: Senkrechte Vorrichtung, heute meist ein Aluminiumprofil, zu Befestigung der Vorderkante des Großsegels
Schot: Leine, mit der ein gesetztes Segel bedient wird
Schwell: Aus dem eigentlichen Entstehungsgebiet herausgelaufene Wellen
Steuerbord: In Fahrtrichtung rechte Seite eines Bootes
Vorstag: Vorrichtung – meist aus Drahttauwerk – die den Mast am Bug abstützt
Wahrschau: Warnruf an Bord
Wanten: Vorrichtungen, die den Mast seitlich abstützen
Wende: Manöver, bei dem ein Segelboot mit dem Bug durch den Wind dreht
Winsch: Winde zum Ziehen von Tauwerk wie Schoten und Fallen