Leckageabwehr mit allen Mitteln
Egal ob Kollision, Grundberührung, Materialfehler, eine gelöste Schraubverbindung oder einfach die eigene Nachlässigkeit – wenn Wasser in das Schiff eindringt, ist Eile geboten. Und es ist fast jedes Mittel recht, um das Leck zu stopfen oder zumindest die eindringende Wassermenge zu reduzieren: ein Topflappen, der Schlafsack, selbst ein Möhre, wenn nichts anderes zur Hand ist. Denn die Leckageabwehr hat oberste Priorität.
Wettlauf gegen das Wasser
Wer glaubt, mit einer kleinen elektrischen Bilgepumpe gegen größere eindringende Wassermassen anzukommen, der wird schnell Opfer seiner fatalen Fehleinschätzung. Durch ein Loch von 10 Quadratzentimeter Größe, das 20 Zentimeter unter der Wasseroberfläche liegt, fließen etwa 120 Liter Wasser in der Minute. Das sind rund zwölf Wassereimer voll. Durch dasselbe Loch fließen 220 Liter in der Minute, wenn es sich 80 Zentimeter unter der Wasserlinie befindet. Diese Wassermassen sind mit einer handelsüblichen manuellen und elektrischen Lenzpumpe nicht zu bekämpfen. Ein weiteres Problem: Da die Batterien aus Gewichts- und Stabilitätsgründen in der Regel möglichst weit unten gestaut werden, ist bei Wassereinbruch ein Kurzschluss eigentlich vorprogrammiert, sodass die elektrischen Lenzpumpen nicht mehr zu gebrauchen sind.
NACHRÜSTUNG DER LENZPUMPE
Manuelle Lenzpumpen erreichen nicht die nötige Leistung, um die eindringenden Mengen zu leeren. Eine äußerst sinnvolle Ergänzung sind deshalb motorgebundene Impellerpumpen. Sie sind mitunter leistungsfähiger und durch ihre Kopplung mit der Hauptmaschine auch dauerhaft einsatzbereit. Leider gehören diese Pumpen nur selten zur Serienausstattung von Yachten. Aber die Nachrüstung ist gar nicht so teuer. Schon für wenige 100 Euro können Sie sich eine zusätzliche Lenzeinrichtung einbauen. Ein weiterer Tipp: Mit einer Umschaltvorrichtung kann der Kühlwasserkreislauf der Hauptmaschine so eingestellt werden, dass der Motor das erforderliche Kühlwasser nicht außenbords aufnimmt, sondern aus dem Inneren des Schiffes. Dann wird die Hauptmaschine zur zusätzlichen Lenzpumpe.
LECKABWEHR: ALLES IST ERLAUBT!
Wird ein Wassereinbruch festgestellt, ist schnelles und entschlossenes Handeln gefragt. Aktivieren Sie umgehend die Lenzpumpen, und finden Sie so schnell wie möglich heraus, wo sich das Leck befindet. Dann sofort den Wassereinbruch eindämmen. Das kann im ersten Schritt mit Polstern, Lappen oder Ölzeug geschehen. Oder es hält einfach einer seine Hand auf das Loch, drückt den Fuß dagegen oder setzt sich darauf. In der Zwischenzeit tragen andere Crewmitglieder Material zur Leckagebwehr zusammen. Parallel dazu sollten Sie andere Verkehrsteilnehmer auf die Situation aufmerksam machen, zum Beispiel per Funk, und zur Sicherheit ein mögliches Verlassen des Schiffes vorbereiten.
Das Hauptaugenmerk liegt aber auf der Leckageabdichtung. Je nach Beschaffenheit des Lochs können dazu Weichholzstopfen, Leckpilze oder Kanthölzer genutzt werden. Auch Segel oder Persenninge können außenbords über den Rumpf gezogen werden. Mithilfe des Wasserdrucks wird das Loch dann durch die Persenning von außen verschlossen. Deshalb sollten auch Motoryachten immer ein Lecksegel mit an Bord führen. Reicht das immer noch nicht aus, dann nicht zögern, auch die Einrichtung wie Schubladen oder Holzverkleidung zur Hilfe zu nehmen. Es ist durchaus nachvollziehbar, dass Sie sich scheuen, Ihre Einrichtung auseinanderzunehmen, aber um Ihr Schiff und Leben zu retten, ist jedes Mittel recht. Deshalb sollten Hammer und Säge auch zur Standardausrüstung an Bord gehören. Und wenn gar nichts mehr hilft, dann ist es immer noch besser, Ihr Schiff kontrolliert auf Grund zu setzen als es komplett zu verlieren. Am Strand kann es immer noch geborgen werden, und der Schaden ist deutlich geringer als bei einem gesunkenen Schiff.