Die grünen Boote von morgen
Nachhaltige Werkstoffe
Wie vermeidet man zukünftig Schrottboote? An einer Lösung knobeln große und kleine Werften in ganz Europa.
Nachhaltige Bootsbaumaterialien haben die Erprobungsphase längst hinter sich gelassen. Die ersten Boote aus grünem Kunststoff sind bereits im Wasser. Dabei reichen die Konzepte von nachwachsenden Rohstoffen über recyclingfähige Harze bis hin zur Verbindung dieser Ansätze.
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Nachhaltige Bootsbaumaterialien haben die Erprobungsphase längst hinter sich gelassen. Die ersten Boote aus grünem Kunststoff sind bereits im Wasser. Dabei reichen die Konzepte von nachwachsenden Rohstoffen über recyclingfähige Harze bis hin zur Verbindung dieser Ansätze.
Für naturfaserverstärkte Kunststoffe (NFK) stehen beispielsweise die Einzelbauten der Bremer Werft Greenboats. Dort lässt Matthias Bröker, Yachtdesigner beim Konstruktionsbüro Judel/Vrolijk in Bremerhaven, derzeit eine selbst entworfene 9-Meter-Segelyacht bauen.
Ihr Rumpf entstand im Strip-Plank-Verfahren. Das bedeutet, dass man schmale Leisten aus zwei Deckschichten und einer Kernschicht über einem Mallengerüst verklebt. Anschließend trägt man eine äußere und – nach Entfernung der Mallen – innere Laminatschicht auf dem Rumpf auf.
Biobasierte Fasern und Harze
Für die Planken hat Greenboats Platten aus einem Balsaholzkern zwischen Deckschichten aus Lärche und Flachsfaser hergestellt und anschließend in Streifen gesägt. Die folgenden Laminate auf dem Rumpf bestehen aus Basalt- und Flachsfaser sowie biobasierten Kunstharzen.
Die Idee hinter NFK ist einfach: Nachwachsende Rohstoffe wie Flachs und Holz binden CO2 und brauchen wenig Energie in der Herstellung. Die Boote sollen vor allem lange halten. Am Ende ihres Lebens können sie thermisch verwertet werden und das gebundene CO2 wird wieder frei.
Recyclingfähige Materialien
Einen anderen Weg hat die Groupe Beneteau eingeschlagen, Marktführer im Serienbootsbau mit Marken wie Oceanis, First, Sun Odyssey und Sun Fast. 2023 stellte die Werft eine neue recyclingfähige GFK-Serienyacht vor: Die Jeanneau Sun Fast 30 OD.
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Das Modell basiert auf einem recyclingfähigen Harz namens Elium. Das ist ein thermoplastisches Harz des Petrochemiekonzerns Arkema. Es lässt sich unter Energieeinsatz wieder verflüssigen und in die Produktion integrieren. Dazu muss man das Harz von den Glasfasern trennen.
Dieser Aufwand lohnt sich nicht bei kleinen oder komplexen Bauteilen. In solchen Fällen kann man das Produkt aber schreddern, den Schredder einschmelzen und daraus neue Produkte herstellen. Hier handelt es sich um ein Downcycling, aber das Verfahren vermeidet herkömmlichen GFK-Abfall.
Auch Kombinationen sind möglich
Bei Greenboats steht man diesem Verfahren eher skeptisch gegenüber. Die Verwertung von Glasfasern wie auch des Elium-Harzes kostet viel neue Energie und bringt außerdem weitere Abfallprodukte mit sich. In Bremen setzt man daher auf biobasierte Produkte statt Recycling.
Die italienische Firma Northern Lights Composites dagegen setzt ebenfalls auf Recycling. Dort lässt das deutsche Startup Khulula die ersten nachhaltigen Optis bauen. Dabei kombiniert die Werft das recyclingfähige Elium-Harz mit den biobasierten Flachsfasern.
Bei anderen Projekten verwenden die Italiener Elium mit Kohlefasern. Wegen des hohen Energieeinsatzes bei der Herstellung von Kohlefasern leuchtet die Verwendung des recyclingfähigen Harzes ein: Werden Kohlefasern wiederverwendet, verbessert sich ihre Energiebilanz.
Professionalisierung der NFK-Produktion
Allerdings spielen Boote in der Welt der Verbundwerkstoffe nur eine Nebenrolle. Felder wie die Windkraft- oder Verkehrsindustrie sind für Entwicklung und Zukunft der NFK viel wichtiger. Unlängst hat der französische Flachslieferant Groupe Depestele bei Greenboats investiert.
Mit dem dadurch gewonnenen gesicherten Zugang zum Material war Greenboats dazu in der Lage, die Plattform Circular Structures aufzubauen, um mit dem gesammelten Know-How Rohstoffe und Halbzeuge für Industrieunternehmen anzubieten. Die Professionalisierung der NFK-Produktion dürfte den Einsatz im Bootsbau zukünftig noch einfacher machen.