Müritz & Co: Idylle pur im Mecklenburgischen Großseenland
Ein See zum Niederknien, von den Einheimischen liebevoll kleines Meer genannt. Tiefblau liegt es da, umrahmt von grünen Schilffeldern und dichten Buchenwäldern. In der Luft kreisen Fischadler, im Wasser Barsche und im Uferbereich breiten sich dichte Seerosenfelder aus. Es gibt vier Hafenorte und ein Dutzend Anlegestellen, viel Platz zum Ankern in einsamer Natur, feine Sandstrände zum Baden, samtweiches Seewasser und ganz viel Platz zum Bootfahren: Die Müritz ist 20 Kilometer lang (zusammen mit dem schmalen Müritzarm im Süden sind es sogar 30) und dreizehn Kilometer breit und damit der größte Binnensee Deutschlands. Wem das nicht reicht, der fährt einfach weiter: zum Kölpinsee, Fleesensee oder Plauer See, die zusammen mit der Müritz das Revier Mecklenburgisches Großseenland bilden.
Malchow
Verbunden sind die Seen durch schmale Gewässer namens Reeckkanal, Malchower See oder Petersdorfer See, idyllische Naturschönheiten inklusive Anlegestellen an Fischräuchereien und Ankerplätzen vor dem Dickicht verwunschener Wald- und Schilfgebiete. Natürlich können wir unser Schiff auch in den Marinas der größeren Orte festmachen: Waren, Malchow oder Plau am See sind quirlige Touristenorte mit viel Charme und Geschichte. Das Revier ist vermutlich auch deshalb so beliebt, weil es hier meist wärmer und weniger windig ist als an der nahen Ostsee und es ein riesiges Angebot an Charterschiffen gibt. Man kann Motorboote, Segelyachten und Hausboote für einen Urlaub auf dem Wasser mieten und Jollen, Angelboote, Kanus und SUPs für Tagesausflüge. Und damit ist klar: Auf Müritz & Co findet jeder sein Glück!
Losfahren: die Herausforderung
Die Entfernungen sind kurz, das nächste Ziel ist immer in Sichtweite und alle Wasserwege sind gut betonnt. Auf der Gewässerkarte wimmelt es von roten und grünen Spitz- und Stumpftonnen, von schwarz-gelben Kardinal-, gelben Sperrgebiets- und rot-weißen Mittefahrwassertonnen. Selbstverständlich gibt es keine Gezeiten, so gut wie keine Strömungen und bis auf den Fährverkehr auch fast keine Berufsschifffahrt. Alles in allem ist die Navigation damit also ein Kinderspiel, dazu wehen hier meist moderate Winde mit bis zu drei Windstärken (überwiegend aus südwestlicher bis nordwestlicher Richtung).
Aber Achtung: Für einen Binnensee kann die Müritz ganz schön ruppig werden, bei sechs Windstärken entstehen hier schon mal Wellenhöhen von einem Meter und mehr. Trotzdem bleibt das Revier ideal für Einsteiger, Familien und alle, die auch mal ordentlich Platz zum Bootfahren haben möchten (es gibt auch Zonen für Wasserskifahrer und Kite-Surfer).
Gerade Segler schätzen diese Freiheit, aber bitte bedenken: Wer die Müritz Richtung Kölpinsee, Fleesensee und Plauer See verlassen möchte, benötigt für die Brückendurchfahrten ein Schiff mit Mastlegevorrichtung (was die Charterschiffe des Reviers fast alle haben)! Die Seen sind zum Teil über 20 Meter tief und viele Fahrwasser und Häfen können auch mit zwei Meter Tiefgang angesteuert werden. Trotzdem gilt: Wer die Gewässer komplett befahren und auch die idyllischen Uferbereiche erkunden möchte, sollte ein Boot mit möglichst geringem Tiefgang haben. Und selbst dann ist noch Vorsicht geboten, denn entlang der flach abfallenden Uferbereiche gibt es immer wieder auch gefährliche Steinhaufen und Untiefen.
Festmachen: Häfen & Ankerplätze
Das Revier bietet die ganze Bandbreite an Festmachmöglichkeiten – von der wackeligen Holzsteganlage im Schilf bis zum zentrumsnahen Stadthafen mit allen Versorgungsmöglichkeiten. Wer möchte, kann sein Schiff jeden Abend in einem Hafen mit Strom- und Wasseranschluss festbinden, die vier Seen bieten davon mehr als ein Dutzend (nur im kleinen Kölpinsee gibt es keinen).
Der wohl bekannteste Hafenort ist Waren an der Müritz, mit 21.000 Einwohnern der größte Ort des Reviers. Rund um den Platz am Hafenbecken flanieren die Urlauber über die Promenade, überall stehen Caféstühle und Sonnenschirme, im Sommer verbreitet Waren fast schon mediterranes Flair.
Auch Röbel, der kleine Ort an der Westseite der Müritz, ist mit seinen bunt verputzten Fachwerkhäusern und seiner 1.000 Jahre alten Geschichte ein touristisches Zentrum. Ebenso schön: Plau am See oder Malchow mit ihren direkt am Stadtzentrum gelegenen Yachthäfen. Andere Anlagen – wie beispielsweise der Wasserwanderrastplatz Ludorf – verstecken sich einfach nur am grünen Ufer.
Auch die Vielfalt an Ankerplätzen ist riesig, bis auf einige Sperrgebiete kann überall entlang der Ufer geankert werden: Vor einem einsamen Streifen Schilf, vor einem kleinen Stück Sandstrand oder nur wenige Meter vom dicht bewaldeten Ufer entfernt. Die einzigen Ruhestörer sind nur die raschelnden Bäume und schimpfende Enten. Eines aber ist wichtig: Um dieses dünn besiedelte Naturparadies zu schützen, sollten wir ausreichend Abstand zu den mit Schilf und Seerosen bewachsenen Flachwasserbereichen halten.
Planen: die Törnoption
Schon die Müritz selbst bietet Ziele und Abwechslung für einen ganzen Urlaub, es soll Bootseigner geben, die haben seit Jahren den See nicht verlassen. Wer dagegen das gesamte Mecklenburgische Großseenland mit allen vier Seen ausführlich befahren möchte, muss auf einer Rundreise mit etwa 180 Kilometern rechnen. Um die vielen Highlights auch wirklich halbwegs entspannt erleben zu können, sind zwei Wochen Zeit eine gute Wahl.
Die Anreise mit dem eigenen Boot ist auch auf dem Wasserweg problemlos möglich. Von Hamburg führt der Weg über die Elbe und die Elde-Müritz-Wasserstraße (149 Kilometer, 17 Schleusen, max. Tauchtiefe 1,20 Meter, niedrigste Durchfahrtshöhe 3,90 Meter). Von Berlin aus geht es über die Havel-Oder-Wasserstraße, die Obere-Havel-Wasserstraße und die Müritz-Havel-Wasserstraße (insgesamt 147 Kilometer, 15 Schleusen, max. Tauchtiefe 1,40 Meter, niedrigste Durchfahrtshöhe 3,86 Meter). Beide Routen führen auf weit verzweigten Kanalsystemen durch bildhübsche Landschaften.
Selbstverständlich ist auch die Anreise mit dem Trailerboot eine Option (über die A19 Berlin-Rostock), alleine an der Müritz gibt es über ein halbes Dutzend Möglichkeiten zum Kranen oder Slippen. Aber noch einmal zur Sicherheit: Für die Erkundung von Müritz & Co braucht niemand ein eigenes Boot (und übrigens auch keinen Führerschein!), die Anzahl an Charterschiffen und Bootsverleihern ist in keinem anderen Binnenrevier Deutschlands so groß wie hier.