Vorsicht vor Nachsicht!
Hand aufs Herz: Wann haben Sie zuletzt einen professionellen Rigg-Check von einem Sachverständigen oder einem Rigger durchführen lassen? Am Rigg hängt bekanntlich alles, und doch erfährt es an Bord vieler Yachten eine eher stiefmütterliche Behandlung.
Jede Takelage ist nur so stark wie ihr schwächstes Glied und ein Mastbruch wohl so ziemlich das Schlimmste, was Seglern widerfahren kann. Dennoch wird das Rigg aus Bequemlichkeit und fehlender technischer Kenntnis oft vernachlässigt.
Dabei können bereits kleinste Defizite am Rigg, wie ein zu kleiner Pin im Gabelterminal, verschlissene Wanten- Aufhängungen oder ein aufgebogener bzw. fehlender Splint, einen Mastbruch zur Folge haben. Allein in den letzten drei Jahren wurden bei Pantaenius rund 500 Schadenfälle in diesem Zusammenhang bearbeitet.
„Schäden am Mastprofil und am stehenden Gut bis hin zum Verlust aller Segel und erheblichen Schäden an Deck, Beschlägen und Elektronik, können bei einer handelsüblichen 42 Fuß Yacht schnell zwischen 30.000 und 100.000 Euro kosten. Für ältere Boote kann dies den wirtschaftlichen Totalschaden bedeuten“, weiß Axel zu Putlitz-Lürmann, Leiter der Schadenabteilung bei Pantaenius in Hamburg.
Routine ist bekanntlich der größte Feind der Sicherheit an Bord. Natürlich kann es sein, dass sich Fehler am Rigg viele Jahre nicht bemerkbar machen. Doch was schief gehen kann, geht irgendwann schief! Eine überraschende Situation mit Starkwind und entsprechender Welle kann ausreichen, ein ohnehin schon angeschlagenes Rigg zu überlasten, und das nicht für möglich gehaltene passiert.
Manche Yachteigner lassen den Mast das ganze Jahr stehen. Sowohl im Wasser als auch an Land ist eine vollumfängliche Prüfung aller Komponenten am stehenden Rigg nicht möglich. Es ist daher dringend ratsam, das Rigg regelmäßig zu legen, die Verbindungen der Wanten mit dem Mast zu lösen und zu kontrollieren. Wir raten, dies im Herbst zu tun! Auch wenn man dann sein Rigg gerne schnell verstaut, ist es zu diesem Zeitpunkt sinnvoller, als kurz vor Beginn der Saison. So bleibt einem noch ausreichend Zeit, sich über Ersatzteile zu informieren, diese zu bestellen und in Ruhe einzubauen oder einbauen zu lassen.
Tipp: Zahlreiche Masten-Hersteller, Rigger und Segelmacher bieten auf ihren Websites Checklisten zum Download an. Diese regelmäßig durchzugehen und den Stand zu protokollieren lohnt sich. Veränderungen fallen einem so viel schneller auf.
Wenn Sie Verschleißerscheinungen, Korrosion oder Risse feststellen, sollten Sie einen Riggfachmann hinzuziehen. Ohnehin ist es sinnvoll, einen Rigger Ihres Vertrauens regelmäßig mit einem Riggcheck zu beauftragen. Seine geschulten Augen entdecken potenzielle Fehler beziehungsweise Gefahrenstellen schon im Anfangsstadium. Viele Servicebetriebe bieten umfangreiche Rigg-Checks an - eine wirklich sinnvolle Investition, die man in regelmäßigen Zeitabständen tätigen sollte!
Wie oft ein professioneller Riggcheck durchgeführt werden sollte, bemisst sich nach den Belastungen, denen das Rigg ausgesetzt ist. Eine regattamäßig gesegelte Yacht oder eine Fahrtenyacht, mit der lange Touren absolviert werden, muss häufiger durchgecheckt werden als ein Boot, das nur tage- oder stundenweise gesegelt wird.
Tipp: Schauen Sie dem Rigger über die Schulter! Wir raten sehr, bei einem Rigg-Check dabei zu sein, um die Verbindungen am Mast zu verstehen und ein Auge für mögliche Gefahrenquellen zu bekommen.
KOMPLETTER RIGG-AUSTAUSCH
Salzwasser, UV-Strahlung, Seegang: Das Rigg ist über die gesamte Saison enormen Belastungen ausgesetzt. Klar, dass da irgendwann auch das stärkste Material seine natürliche Halbwertszeit erreicht hat. Die verschiedenen Hersteller empfehlen den Austausch des stehenden Gutes alle zehn bis fünfzehn Jahre bzw. nach 20.000 bis 25.000 Seemeilen.
Wussten Sie, dass das stehende Gut, insbesondere die Fittinge, wie z. B. die Terminals, auch im Hafen verschiedenen Lastwechseln ausgesetzt sind? Fragen Sie Ihren Rigger, ob ein Austausch des stehenden Guts wie Wanten, Stagen und Aufhängungen aufgrund der Nutzung und des Alters nötig ist.