Der Kaltlufttropfen über den Balearen 2024 war heftig, aber nicht überraschend. Juan Roig von Marine Claims Service Palma teilt seine Erfahrungen und gibt Tipps.
Nachdem Mitte August ein Kaltlufttropfen über die Balearen hinweggezogen war, bot sich ein skurriles Bild am Strand von Formentera: Umgeben von gestrandeten Yachten, planschten Badegäste im Wasser und sonnten sich im Sand. Alleine Pantaenius verzeichnete nach dem Sturmereignis 40 Schadenmeldungen, darunter fünf, bei denen eine Bergung nötig war.
Diese Bergungen organisierte Juan Roig von der Niederlassung Palma des Havariekommissariats Marine Claims Service. Er weist darauf hin, dass solche Kaltlufttropfen in der Region ein bekanntes und regelmäßig auftretendes Wetterphänomen sind. Ungewöhnlich war dieses Mal nur der frühe Zeitpunkt. Üblicherweise treten sie erst ab September auf.
Anders als andere mediterrane Wetterereignisse lassen sich Kaltlufttropfen recht gut vorhersagen. Auch im August 2024 meldeten Wetterdienste und Medien am Montag, was am Mittwoch auf die Balearen zukommen würde. So warnte der staatliche Wetterdienet Aemet vor Niederschlägen von bis zu 50 Litern pro Quadratmeter und Windgeschwindigkeiten von bis zu 100 km/h.
Allerdings lässt sich aus einer solchen allgemeinen Warnung kaum eine lokale Vorhersage ableiten, sagt Juan.
Die Warnung galt für die gesamten Balearen. Man hat erwartet, dass das Unwetter von Formentera über Ibiza nach Mallorca und Menorca zieht und dort die größten Schäden anrichtet. Deswegen habe ich zwei Leute nach Formentera und Ibiza geschickt, einen nach Menorca und zwei blieben auf Mallorca. Hier hat es am Ende aber vor allem stark geregnet. Es gab keine Schäden.
Viele Eigner haben rechtzeitig auf die Warnung reagiert und die am stärksten betroffene Bucht auf Formentera verlassen. Das empfiehlt auch Juan im Falle einer Warnung: einen Hafen aufzusuchen. Aufgrund der Unvorhersehbarkeit kann sich eine Bucht, in der man Schutz und ablandigen Wind erwartet, in der konkreten Situation doch noch als Falle herausstellen, wenn der Wind aus einer anderen Richtung kommt als erwartet und die Yacht auf die Steine drückt.
Wenn man – aus welchen Gründen auch immer – nicht rechtzeitig auf die Warnung reagiert und keinen Hafen aufgesucht hat, empfiehlt Juan, sich auf alle Fälle von der Küste freizuhalten.
Wenn man keine Zeit hat, einen Hafen anzulaufen, sollte man auf alle Fälle das offene Meer suchen und die Sturmsituation dort abwettern.
Viele der Schäden, die Pantaenius gemeldet bekommen hat, stammen von Kollisionen. „Das liegt daran, dass Leute zu lange gewartet und den Ankerplatz erst im letzten Moment verlassen haben. Da waren zum Teil Ankerketten schon verhakt und die Crews in Panik.“ In solchen Situationen ist es ratsam, den Anker mit einer Boje oder einem Fender zu markieren, loszuwerfen und später zu bergen.
Damit man gar nicht erst in eine solche Situation gerät, sollten Skipper die lokalen Wettermeldungen verfolgen. Im Falle einer Warnung ist erstens die Warnung ernst zu nehmen und zweitens sollte man in der Folgezeit die Wetterberichte mehrfach am Tag prüfen, um über die Entwicklung auf dem Laufenden zu bleiben.